Fotoserie von Elisa Dietrich

 
Es ist eine Fotoserie entstanden bei der die meisten Betrachter kaum hinschauen können. Elisa Dietrich fotografierte ihre Schwester während sie an der Erbkrankheit Fanconi Anämie litt und auch daran gestorben ist.
 
Ohne Beschönigung wird einem die Tragik und Unaufhaltsamkeit der Krankheit und des Todes vor Augen geführt. Elisa Dietrich hat sich der Situation, der Krankheit und dem Verlauf der Krankheit gestellt. Sie wollte sich nicht mehr nur über die Krankheit und das Leiden ihrer Geschwister definieren, sondern endlich jedem unter die Nase halten, dass es so ist wie es ist. Der Tod ist ein Teil des Lebens und Elisa Dietrich will Menschen die Angst davor nehmen. „Ich fotografiere den Tod, um ihn zu normalisieren.“, schreibt sie. Sie hat sich selbst mit diesem Thema eine Aufgabe gestellt, die für viele kaum zu bewältigen ist. Aber Elisa Dietrich hat nicht nur die Aufgabe bewältigt, sondern zeigt persönlich und fotografisch auch einen neuen Umgang mit einer tödlichen Krankheit und ihrem Ausgang.
 
„Meine Schwester Valeska litt an einer sehr seltenen Erbkrankheit namens Fanconi Anämie. Da wir im Jahre 2001 unsere ältere Schwester Ninja an dieser Krankheit sterben sahen, war es für mich sehr wichtig, das Leben meiner kleinen Schwester Valeska zu dokumentieren. Im letzten Frühjahr bekamen wir ein niederschmetterndes Ergebnis aus den letzten Blutbefunden. Zusätzlich zu ihrer Grunderkrankung entwickelte Valeska eine Leukämie. Damit war es gewiss, dass wir an einer Knochenmarkstransplantation nicht vorbeikommen würden. Ihre Chancen standen bei 50%. Sie hat es nicht überlebt.
In meiner Serie habe ich sie begleitet, wollte jeden Moment festhalten. Meine manchmal sehr nah herangerückten Bilder sind auf eine Art und Weise schockierend für jemanden, dem das Thema Tod nicht geläufig ist. Die Angst vor dem Tod zu nehmen und die Konfrontation damit, ist in meinen Augen ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Ich zeige, was man nicht sehen will, ich fotografiere das reale Leben. Menschen sterben und wir können es nicht leugnen oder wollen es nicht wahrhaben. 
Es war mir wichtig Emotionen einzulangen und zu zeigen was man sonst nicht sieht. Der Bestatter tut alles für einen. Mensch tot, Kiste aussuchen und in die Erde. Bloß vergessen. Das ist aber nicht alles, man kann nicht vergessen und ich will mit meinen Fotos wachrütteln. Valeska soll nicht vergessen werden. Ich zeige das Leben kurz vor und nach dem Tod, denn es ist nicht zu Ende wenn ein Herz aufhört zu schlagen. Vielleicht bezeichnet man meine Bilder als zu krass, fast krank? so was kann man doch nicht zeigen. Ich sage doch, ich kann das und wer nicht will, soll weggucken und sich vorspielen dass es so etwas Schreckliches nicht gibt. Durch mein Leben und meine Geschichte war ich natürlich gezwungen mich mit diesem Thema auseinander zu setzten. Ich denke, dass in diesem Bereich noch sehr viel Aufklärung nötig ist. Ich habe auch nur selten Vergleichbares gesehen. Manche Fotografen fotografieren Tod um zu schockieren, ich fotografiere ihn um ihn zu normalisieren. Der Tod ist nichts Schlechtes vor dem es uns grauen sollte. Dies möchte ich zeigen.“
 
Deutscher Jugend-Foto-Preis:
 Veranstaltet vom KJF, gestiftet und finanziert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, gefördert durch das Ministerium für Generation, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen
 
Fanconi-Anämie: Die Fanconi-Anämie (FA) ist eine extrem seltene und sehr oft tödlich verlaufende, genetisch bedingte Erkrankung. Manche der betroffenen Patienten haben nur vereinzelte bzw. wenig folgenschwere angeborene Beeinträchtigungen. Bei anderen treten gleich mehrere Fehlbildungen auf. Beobachtet werden: Wachstumsverzögerungen, auffällig kleiner Kopfumfang, Skelettanomalien, Fehlbildungen der Nieren, Harnleiter und des Magen-Darmtraktes, Hautanomalien, Schwerhörigkeit oder z.B. Herzfehler. Zu einer akuten Lebensbedrohung kommt es häufig dann, wenn im Alter zwischen etwa fünf und zehn Jahren das Knochenmark beginnt, sich zurückzubilden.
Sozialpädagoge Ralf Dietrich, Vater von Ninja, Elisa und Valeska, ist Gründungsmitglied und Geschäftsführer des Vereins Deutsche Fanconi-Anämie-Hilfe e.V. Der Verein hat bislang über eine halbe Million Dollar in die Forschung investiert, die fast ausschließlich auf private Gelder angewiesen ist. Für Betroffene fast noch wichtiger ist die Vermittlung von erfahrenen Ärzten und die Beratung: „Kaum jemand weiß so gut wie wir, wie es sich anfühlt, wenn man Angst hat, sein Kind zu verlieren“, sagt Ralf Dietrich.
 
www.fanconi.de