Schauspielführung mit Gastdozent Daniel Walta

Bis zum Ende des Sommersemesters 2008 können Filmstudierende an der Ruhrakademie vom Erfahrungsschatz des Berliner Kinofilm-Regisseurs Daniel Walta profitieren.
 
Jeder ist ein Regisseur. Dies beginnt schon im Kindesalter, wenn sich die Kleinen auf Augenhöhe ihrer Spielobjekte begeben, im Grunde während des Spiels nach der perfekten „Kameraeinstellung“ suchen. Die Bewahrung der Kindheit in Verbindung mit Neugier und Leidenschaft, nur mit einer deutlich besseren Ausrüstung, ist die Urformel für das Erstellen von lebensnahen Filmen, ob sie nun unterhalten oder einen streng dokumentarischen Charakter haben: Das Spiel gehört zum Film wie die Butter aufs Brot – oder so ähnlich. Das ist nichts spektakulär Neues in Bezug auf alle gängigen Kunstdisziplinen. Nur muss einem das immer wieder ein erfolgreicher Vertreter in seinen Worten übersetzen, denn sonst glaubt man es nicht, dass man bei allem professionellen Ernst erst über das Spielerische zu einem vorzeigbaren Ergebnis kommt.
 
Das Spiel mit Worten in Einklang mit den passenden Bildern zu bringen, ist im Film vielleicht das Komplizierteste. Wenn Christian Brückner, Schauspieler und Synchronsprecher von Robert de Niro etwa sagt: „Es ist Nacht“, dann schaudert es einen. Man glaubt tatsächlich, es sei Nacht, auch wenn es taghell ist. Aber wie bringt man als Regisseur einen Schauspieler dazu, einen Satz so sprechen, der auch beim späteren Zuschauer glaubhaft ankommt? Womit die zweite Formel benannt ist, die eher den Kern des Films darstellt: Wie transportiert man als Regisseur filmisch inszenierte Echtheit?
 
Daniel Waltas Seminarreihe an der Ruhrakademie behandelt exakt dieses Thema. Es geht um Schauspielführung. Die Filmstudierenden sollen lernen, zu einem authentischen Ergebnis zu kommen. Ein Punkt, den Daniel Walta leidenschaftlich vorträgt, ist die Bedeutung der Königsworte, die einem Satz die Würze geben: die Verben.
 
Zwei Studierende sitzen sich am Tisch gegenüber und sollen einen Satz sprechen, dessen Authentizität über das richtig eingesetzte Verb direkt überprüfbar ist. Klingt das echt, wie sie es sagen? Wo hakt es? Kurz: Man braucht eine klare Vorstellung davon, wie was von wem mit welchem Druck in der Stimme zum Ausdruck kommen soll.
 
Als Gastdozenten haben die Filmstudierenden einen Vermittler vor sich, der mit bekannten deutschen Schauspielern wie Klaus J. Behrendt, bekannt als Kölner „Tatort-Kommissar Max Ballauf“, Hannelore Elsner, Christoph Maria Herbst zu arbeiten versteht, sie dorthin lenkt, wie es seiner Absicht im Drehbuch entspricht.
 
Nach einigen Kurzfilmen hat der 31-Jährige Daniel Walta mit seinem hochkarätig besetzten Kinofilm „Jakobs Bruder“, in den Hauptrollen Behrendt, Herbst sowie in einer Hauptnebenrolle Hannelore Elsner, einen großen Publikumserfolg gelandet: 2007 wurde er beim 18. Kinofest Lünen, dem Festival für deutsche Filme mit dem Publikumspreis ?LÜDIA? ausgezeichnet. Im Rahmen der BERLINALE 2007 wurde Daniel Waltas Preisträgerfilm in den Hackeschen Höfen gezeigt. Und beim 13. Festival BERLIN AND BEYOND in San Francisco 2008, dem wichtigsten Festival des deutschsprachigen Films in den USA, belegte ?Jakobs Bruder? den 3. Platz.
 
Dennoch: „Nach dem Film ist vor dem Film“, sagt Daniel Walta während einer Seminarpause bei einer Tasse Kaffee im Schlosshof der Ruhrakademie und fügt den sympathisch bescheidenen Satz hinzu: „Wer keine Zweifel hat, verliert an Selbstkritik.“ Dies möchte er den Filmstudierenden vermitteln; auf dem Teppich zu bleiben, denn das Außerkraftsetzen der Erdanziehungskraft ist nur wenigen vorbehalten, und auch die wissen: Erfolg ist Garantie für nichts.
 
Um nicht die gleichen Fehler zu machen, die jeder Studierende am Anfang macht, gibt Daniel Walta praktische Tipps mit auf den Weg. Ad eins in seinem Kanon der Regieregeln: „Den Schauspieler nicht für die eigenen Fehler büßen lassen.“ Spannend.