Alles ist wirklich, nichts ist echt.

Alles ist wirklich, nichts ist echt.
Ruhrakademie-Dozent Hans-Jörg Holubitschla stellt in Zürich aus.
 
Noch bis zum 20. Uni 2008 läuft Hans-Jörg Holubitschkas Ausstellung „Die Farben der Landschaft“ in der Zürcher Galerie Mercedes Benz Automobile AG.
 
Für Holubitschka ist dieser Soloauftritt in der Schweizer Bankenmetropole eine weitere Station auf seinem kontinuierlich beschrittenen Weg, das klassische Malergenre ?Landschaft?, dem das Ansehen von klebriger Süßlichkeit anhaftet, in die Gegenwartskunst zurückzuholen. Dazu nutzt der 48-Jährige Ruhrakademie-Dozent die Irritation knalliger Farben, die seinen Großformaten eine Suggestivkraft verleihen, von der auch der britische Werbemogul und Initiator der „Young British Artists“ Charles Saatchi überzeugt war und Holubitschika in seine Kunstsammlung aufnahm.
 
Anfang der Neunziger ließ vermutlich Saatchi drei Landschaftsbilder von Holubitschka im Londoner Auktionshaus Sothey?s wieder versteigern. Wie viel die Arbeiten erlöst haben? Unbekannt. Bekannt ist, dass Saatchi die „Kunst liebt wie der Wolf die Lämmer“.
 
Holubitschkas Malstrategie ist alles andere als einfach. Er muss, wenn er in seinem abgedunkelten Atelier unter Neonlicht arbeitet, die zeitgenössische Fotografie mitdenken, die Kitschpostkarten und natürlich die Geschichte der Landschaftsmalerei selbst. Innerhalb dieses „semiotischen“ Bermudadreiecks deutet Holubitschka scheinbar bekannte Landschaften um. Mit einem Wort: Nichts ist auf seinen Bildern wie es scheint. Alles ist wirklich, nichts echt. Hat die Wirklichkeit abgedankt und existiert einzig noch in Repräsentationen?
 
Mit dieser Simulations-Rhetorik von Wirklichkeit beschäftigt sich auch Holubitschkas Lehrer an der Düsseldorfer Kunstakademie, Gerhard Richter, der weltweit bedeutendste lebende Künstler, von dem Holubitschka 1988 den Meisterbrief erhielt. In einem Interview, das im jetzt erschienenen Katalog „Die Farben der Landschaft“ abgedruckt ist, verweist Holubitschka auf die Stilfindungsphase von Gerhard Richter, der seinerzeit wider die Pop Art und den Photorealismus eine eigene Position beziehen musste.
 
Für Hans-Jörg Holubitschka sind es heute die gefeierten Düsseldorfer Fotografen Thomas Ruff oder Andreas Gursky, die mit ihren am Rechner konstruierten neo-neo-sachlichen Landschaftssimulationen die Malerei herausfordern. Ihnen entgegen hält der Ruhrakademie-Dozent den intellektuellen Gebrauch von berauschender Farbe.
 
Übrigens: Im Ranking der weltweit über 114.000 bei artfacts.com gelisteten Künstler, wozu Warhol und Picasso und all die anderen lebenden und bereits verstorbenen Großkünstler zählen, ist der Düsseldorfer Hans-Jörg Holubitschka im Jahre 2007 auf Platz 29041 geführt.
 

 
28. März bis 20. Juni 2008
Hans-Jörg Holubitschka: „Die Farben der Landschaft“
Galerie Mercedes Benz Automobil AG
Hagenholzstraße 111
8050 Zürich/Schweiz
 
Aus Anlass der Ausstellung ist eine Begleitpublikation im Verlag Nimbus, Kunst und Bücher erschienen:
104 Seiten, 26 Euro
 
Katalog „Die Farben von Urbino“
Verlag Nimbus. Kunst und Bücher.
ISBN 978-3-907142-31-8
 
www.ruhrnachrichten.de/lokales/shlo/art937,266607